Gran Paradiso 4061m

Gran Paradiso Besteigung am 09.09.2022

Seit Juni 2022 bin ich mit FeBu unterwegs im Nord Piemont und dann weiter ins Aostatal und jetzt bin ich im Naturpark Gran Paradiso. In allen Tälern war es sehr schön und überall kann man kürzere oder längere wunderschöne Touren unternehmen. Hat für jeden etwas.

Als ich im Naturpark Gran Paradiso ankam war ich extrem begeistert von den hohen mächtig da stehenden Bergen. Vor xx Jahren wollte ich mal hieher kommen für eine Skitourenwoche. Doch die musste wegen schlechtem Wetter abgesagt werden. Irgendwie hat mich dieses Gebiet nie ganz losgelassen und jetzt bin ich real hier 🙂

Am ersten Tag laufe ich von Le Pont zum Rifusio V. Emanuele II 2734m hoch. Ich bin echt begeistert von der bauweise dieser grossen Hütte und wie sie sich ins Gelände einfügt. Die meisten Bergsteiger schlafen hier eine Nacht und am Morgen in der früh geht es los auf den hohen angeblich technisch einfachen Berg. Von dieser Hütte aus kann man den Gran Paradiso gar nicht sehen und so steige ich hinter der Hütte etwas auf im Geröll und kehre auch wieder um, da ich den Gran Paradiso noch immer nicht sehe…..

Rifugio Vittore Emanuele II

Am anderen Tag laufe ich in das Rifugio Chabod 2710m hoch und auch dieser Aufstieg beginnt im Lärchenwald auf einem relativ breiten Weg der gebaut wurde und geht in vielen rassigen Kehren hoch und oberhab der Waldgrenze im offenen Gelände ist der Weg dann schmaler. Die Hütte ist lange nicht sichtbar, doch jetzt bin ich da oben bei der Hütte Chabod angekommen mit einem tollen Blick um und um. Die Hütte ist mit ganz viel Solarpanel ausgerüstet und das ergibt bestimmt einiges an Energie. Hier sowie in der anderen Hütte muss alles rauf geflogen weden. Einige Tagestouristen sind da. Die Bergsteiger sind noch nicht zurück vom Berg. Die Sonne scheint und ein paar Wölki ziehen vorbei und ich esse draussen ein feine Polenta mit Käse. Und jetzt bin ich natürlich ganz gwunderig wo die Bergsteiger absteigen mit den vielen Gletscherspalten. Durch das grosse Fernrohr beobachte ich wie sie oben auf dem Gletscher runter kommen und dann plötzlich verschwinden sie am rechten Rand der Felsen in den Gletscherspalten. Es dauert lange Zeit bis sie im unteren Teil des Gletschers wieder auftauchen. Bestimmt eine spannende Geschichte denke ich und erstmals packt mich die Lust auch auf diesen Berg zu steigen. Nach 2 Stunden Aufenthalt auf der Hütte steige ich wieder ab und sehe immer die Bilder vor mir vom Gran Paradiso mit seinen zerrissenen Gletschern.

Nach einer ruhigen Nacht fahre ich am anderen Tag die 2,5 km hoch nach Le Pont. Da wollte ich mich im Info Häuschen erkundigen, wie ich zu einem Bergführer komme, denn alleine kann ich nicht auf diesen mir unbekannten Berg. Doch im Häuschen ist kein Mensch. Auf dem PP treffe ich 2 Bergsteiger welche grad zurück gekehrt sind vom Berg. Die können mir auch keinen Rat geben, denn sie haben ihren eigenen Bergführer dabei. Ich frage sie dann noch, von welcher Hütte sie aufgestiegen sind. Von der Chabod und in die Emanuele II abgestiegen. Aber der Abstieg in die silberne Hütte wäre nicht empfehlenswert.

So rufe ich an diesem Sonntag mal in der Chabod Hütte an, wie ich zu einen Bergführer komme am Freitag 9.9.22, denn an diesem Tag ist erstmals stabiles Wetter angesagt. Die Dame sagt mir: bitte schreiben sie eine E-Mail und ich werde Ihnen einen Link schiken von den Bergschulen. Gesagt gemacht und ich erhalte von 2 Bergschulen sofort eine Antwort und entscheide mich für die Organisation espritmontagne.com mit einem passenden Gefühl. Es ist Montag und ich habe noch etwas Zeit um andere Berge und Pässe zu besuchen. Doch am Mittwoch mache ich einen Ruhetag, denn es regnet sowieso und ich fahre nach Aosta zum Einkaufen und geniesse die Ablenkung. Am Abend packe ich mal provisorisch meinen grossen Rucksack mit dem ganzen Material welches ich seit 6 Jahren nicht mehr gebraucht habe.

Am Donnerstag Morgen fahre ich von Introd hoch zum PP Dessous Praviou 1896m. Jetzt koche ich noch meinen Poritsch, wo auch Zimt, Koriander und Kardamom rein kommt für heute und für morgen und reichere ihn mit Sesam – Mandel – und Kokosmus und etwas Kokoshonig an. Mhhhhhhm ………Um 13 Uhr laufe ich dei schönem Wetter langsam los und es sind noch einige Bergsteiger mit sichtbarem Pickel, Helm und Seil unterwegs, welche zur Chabod Hütte aufsteigen. Den Weg kenne ich schon in dieser schönen Gegend. In der Hütte angekommen esse ich eine Suppe und trinke auch noch reichlich Wasser am Nachmittag.

Meinen Guide Danilo, welchen ich noch gar nicht kenne ist noch am Schlafen, denn er kam erst mit 4 Gästen zurück vom Berg. Ich teile mit ihm das Zimmer und um 18.30 Uhr ist kennenlernen und Materialkontrolle angesagt, alles OK. Danilo zeigt sich von einer ruhigen vertrauensvollen Seite und er kann mich rasch einschätzen und ich spüre, wir werden ein passendes Team sein.

Nun wir gehen zum Nachtessen und die Pasta Bolognese schmeckt hier oben besonders gut. Das Pouletfleisch und Erbsli mit Rüebli und das Dessert ist auch sehr schmackhaft. Draussen ist eine wunderschöne einmalige mehrfarbige Abendstimmung am Horizont und das ist super schön auf dieser Höhe und lässt den Tag mit Hühnerhaut ausklingen.

Der Rucksack ist bereits gepackt für den Morgen. Um 21 Uhr ist Zeit um schlafen zu gehen und es ist schnell ruhig in der Hütte. Irgendwie schlafe ich rasch ein und erwache auch wieder mal und träume weiter. Tagwache um 04.50 Uhr und Frühstück um 5 Uhr. Mein warmer Poritsch schmeckt auch in der Hütte hervorragend und Danilo isst in aller Ruhe sein gewohntes Frühstück.

Um 5.40 Uhr sind wir bereit zum loslaufen mit dem montierten Stirnlämpli. Ich staune zwar welch kleiner Rucksack Danilo trägt und kein Seil und kein Pickel ist zu sehen. Einige Seilschaften haben es eiliger und sind schon weit über dem Moränenrand zu sehen. Es ist leicht gefroren und auf den Holzbrüggli ist Vorsicht geboten. In einem angenehmen Tempo kommen auch wir voran. Es ist spannend hier zu laufen und jeder Schritt muss passen auch einen Sprung übers laufende Wasser. Plötzlich weicht Danilo von der Route ab und hat seine eigene. Zwei möchten uns folgen aber er weist sie ab und sagt: es ist hier viel zu gefährlich geht über das Coulvavr runter wie die anderen. Sie sind vernümpftig und gehorchen mindestens. Wir steigen über einen frossen Felsblock in ein kleines Tal ab wo ich echt einen grossen Sprung machen muss über den tiefen fliessenden Bach. Danilo fängt mich auf der anderen Seite auf. Wir steigen auf dieser Seite auf in steinigem Gelände und dann kommen wir zum Versteck, wo Danilo noch einen Rucksack unter einen grossen Felsen versteckt hat. Er nimmt den hervor und wir ziehen die Steigeisen an, seilen uns an, trinken noch einen Schluck Marschtee und dann gehts weiter über das ruppige Geröll, wo drunter noch Gletscher versteckt ist und ohne Steigeisen geht da nichts mehr.

Am Gletscher angekommen verabschiedet sich einer von seiner Gruppe und sagt: Good luck…… auch das gibt es natürlich am Berg. Der Tag bricht an und das Stirnlämpli brauchen wir nicht mehr. Nun kommen wir zu den grossen Gletscherspalten und es ist spannend wie in einem Labyrinth, wo kommen wir überhaup weiter. Danilo kennt sich hier natürlich bestens aus und wir verstehen uns ohne grosse Worte und das ist sehr passend für mich.

So ca. in der Hälfte des Gletschers machen wir einen kurzen Trinkhalt und eine sonnengetrocknete Banane gibt es auch für Danilo. Die hält ja lange an und trocknet die Schleimhäute nicht so aus. Nach diesem kurzen Halt steigen wir weiter auf. Mächtige Spalten und ein Nirwana und immer gehts weiter.

Der langen Leiter da oben traut Danilo nicht ganz und wir umlaufen die Holzleiter grossräumig, während andere auf allen vieren über die lange Leiter gehen. Es bräuchte ziemlich Mut aufrecht da rüber zu laufen, wenn man sich da im Holz verhadert, ja dann….. Auf der oberen Seite liegt die Leiter kaum mehr auf dem Gletscher und eines Tages wird sie vom Gletscher verschlungen sein. Da hat Danilo eine sichere Variante gewählt. Super gemacht DANKE!

Ohne Worte kommen wir oben auf der Fläche an, wo es heftig windet, die Sonne blendet und den feinen Schnee wirbelt es bei minus 8 Grad in der Luft herum und nimmt die Sicht. Phua…. alle Reissverschlüsse ganz dicht machen.

Weiter gehts über eine steile Schrägrampe hoch und den nächsten Schräghang queren und nochmals grad hoch zu der grossen Spalte, wo zwei Aluleitern montiert sind, eine schräg über die Spalte und die andere senkreckt hoch. Ohne diese Leitern kommt man gar nicht mehr weiter und erreicht den Gipfel nie! Die senkrechte Leiter ist im oberen Teil im Eis und da muss man die Steigeisen genau mit den Frontzacken einhängen, sonst ist man weg. Es geht nochmals sehr steil weiter nach der langen senkrechten Leiter und da sind zwei Seile angebracht, wo man sich hochziehen kann. Spannend…. alles super gegangen und wir schreiten weiter und der Wind ist noch da und verweht Danilos Spuren und ich finde meine Wegspuren hoch zu dem Felsaufschwung auch so. Hoho… jetzt umgeht Danilo den Gipfelkopf auf der linken Seite über riesige Blocksteine und dann gehts von der Nordseite über Klettersteigähnliche Bügel senkrecht hoch zur Gipfel Madonna. Wau…. und wir stehen überglücklich ganz alleine hier oben jupijuhuuu, welch ein Traum habe ich mir grad jetzt erfüllt. Danilo ist auch sichtlich begeistert, dass ich das so easy geschafft habe in meinem Alter und er ist so liebenswürdig und knippst kurz ein paar Fotos in der Kälte.

Schon bald verabschieden wir uns von meinem Traumberg und steigen auf der anderen Seite ab. Jetzt kommen hier einige hoch aber ohne Steigeisen….. oh nein die können nicht klettern mit Steigeisen und müssen nachher in der bissigen Kälte wieder Steigeisen montieren. Na ja ist nicht meine Sache. Habe sowas noch nie gesehen. Aber hier gibt es schon solche, welche noch nie einen hohen Berg bestiegen haben mit Steigeisen und nur abends vorher unten bei der Hütte auf Steinen rumzulaufen mit den Steigeisen genügt dann hald doch nicht ganz. Am Berg sieht alles anders aus.

Wir queren wieder den obersten Steilhang und gehen rüber zur Leiter. Bei der Abstiegsleiter stehen einige an und haben “Schiss” hier senkrecht runter zu gehen und daher gibt es Stau. Das mag Danilo gar nicht und er kehrt kurzerhand um und da grad keiner auf der Aufstiegsleiter kommt steigen wir dort ab. Klever gemacht danke! In der Kälte ohne Sonne dort zu warten ist ja nicht so lustig. Bei der senkrechten Leiter angekommen gehe ich rückwärts runter und Danilo sichert mich mich gekonnt oben und kommt nachher nach.

Ja da kommen noch einige müde aussehend und bleich im Aufstieg hoch und wir kommen rassig voran im Abstieg. Es geht alles ganz leicht mit soooo vielen freigesetzten Glückshormonen jupijuhuuuuuu..

Im Abstieg gibst nochmals ein paar Fotos und ein Trinkstopp mit einer getrockneten Banane ist auch wilkommen.

Schon bald schlägt Danilo unten auf den groben Steinen/Geröll seinen eigenen Weg ein und wir befreien uns an seinem geheim Platz von den Steigeisen. Ich liebe sie, denn diese “Mordwaffe” gibt mir völlige Sicherheit, wenn ich damit umgehen kann.

Es gibt noch zweimal springen und dann in lockerem Stil weiter über die steilen Moränenränder runter und schon ist die Chabod Hütte in Sicht, wo wir bestimmt schon lange beobachtet wurden mit dem Fernrohr. Das kenne ich von der letzten Woche als ich hier auf der Hütte war.

In der Hütte um 12.40 Uhr angekommen sind alle extrem glüchlich dass wir auf dem Gran Paradiso waren und schon zurück sind. Unglaublich tolle Leistung! Jetzt sind wir hungrig und stossen zuerst auf unsere Erfolgsglückstour an und dann gibts für mich feine Polenta mit Käse und Danilo liebt die Gnocchis, die liebe ich natürlich auch. Alles sehr fein. Ein grosses Lob an die Küche und das sehr nette hilfsreiche Hüttenteam. Alles hat bestens geklappt und sie haben es mir nicht übel genommen, dass ich meinen z`Morga Poritsch mitgebracht habe. Danke für das Verständnis 🙂

Ein grosses herzliches DANKESCHÖN an meinen vorzüglichen Bergführer Danilo welcher es verstanden hat mich supito einzuschätzen und alles so umzusetzen, dass es für mich 100 % gepasst hat. Er leistete einen suuuuper Job, welcher er soeben abgeschlossen hat mit mir. Eine grandiose eindrüchliche Hochtour mit vielen tollen unvergesslichen Erebnissen in der offenen Natur im wunderschöne Naturpark Gran Paradiso. DANKE DANKE DANKE 🙂

Nun verlasse ich die Chabod Hütte und steige ab zu FeBu, welcher bestimmt langeweile hatte ohne mich.

Meine Reise geht noch weiter im Aostatal und ich freue mich auf alles neue, was ich noch begegne…….

Herzlich aus La Thuile – Mary Seeli – Freitag 16.09.2022

Image Map