Carcoforo ist ein schönes kleines altes Walserdorf (ein Sackgassendorf) im Val d`Egua im Piemont Italia. Der mobile Scherenschleifer kommt sogar heute noch ins Dorf! Hier kann man sehr schöne kürzere und ellenlange Wanderungen unternehmen und es gibt sogar einen Klettersteig am Pizzo Montevecchio.
Es ist sehr ruhig hier und auch die WoMi`s sind herzlich willkommen auf einem weitläufigen Naturplatz mit z. T. Lärchen als Beschattung und mit freier Stellwahl. Es sind Stromanschlüsse, Grillstellen, Picknicecken, Duschen, WC, Frischwasser und die ganzen Ver- und Entsorgungsstationen vorhanden.
“Wanderung” auf den Palone del Badile 2675 M am 26.08.2021
Eigentlich sollte Ende August schon noch schönes Wanderwetter sein aber in diesem Jahr ist sovieles anders als normal. Da die Prognosen doch einiges versprachen für eine lange Tour bin ich morgens um 08.00 Uhr los gelaufen mit dem Ziel: Passo della Miniera. Zuerst geht es recht flach der Strasse entlang und wenn`s denn anfängst zu steigen im lichten Lärchenwald, ja dann lässt man schnell einmal ein paar Höhenmeter hinter sich und erreicht bald mal die Alpe Pasque. So geht es weiter im Schritt über die Alpe sulla Selva, Alpe Giovanchera Bella, Alpe Busacca del Badile und die letzte Alp auf 1998 M die Alpe Badile. Wunderschön hier hochzulaufen und das plätschern verschiedener Bäche begleitet mich wunderbar in der einsamen Natur. Auf der 2. letzten Alp weideten Mutterkühe in Begleitung ihrer Kälber und ein Stier war auch noch dabei. Eine Mutterkuh hat grad frisch gekalbert, das Neugeborene lag noch am Boden und weit und breit kein Hirt. Ja das ist wohl eine tolle Eigenleistung und das Junge ist wohlauf, was will man noch mehr. Die Natur regelt das schon so, wie es sein soll.
Auf der Alpe Badile waren sogar noch 2 Pferde und ein Esel am weiden. Ja der Esel war sehr neugierig und wollte mich natürlich begleiten, aber daraus wurde nichts.
Meine Tour ging weiter auf der relativ klar beschilderten Weg und die Sonne hat mich schön begleitet. Und bald schon kam ich in unwegsames Gelände mit Steinen, Geröllhalden und riesen grossen Blocksteinen und trittsicherheit balancieren war gefragt. Das letzte Stück hoch zum Pass war mit Stahlseilen ausgerüstet, da es dort doch felsig, unwegsam und sehr steil ist. Alles wunderbar geschafft und ein herrlicher Blick eröffnet sich zu allen Richtungen.
Mich reizte es natürlich schon noch um da diese westlich gelegenen Klettereien hoch zukraxeln auf den Palone del Badile, um auch noch den Blick auf mein geliebtes Monte Rosa Gebiet zu haben. Es war eine herrliche Kletterei und der Blick auf das Monte Rosa Gebiet mit der Signalkuppe und dem darauf stehenden Rif. Margherita 4554 M der höchstgelegenen SAC Hütte Europas, der Dufourspitze, Zumsteinspitze, Weissgrat, Strahlhorn etc….. Ein unglaublich emotionaler Moment diese fantastische Bergwelt zu sehen und doch auch erschütternd, wie die Gletscher sichtlich geschwunden sind, seit ich dort oben war und das sind noch nicht so viele Jahre her.
Da das Wetter sich sehr gut gehalten hat, habe ich es voll ausgekostet dort oben und stieg dann mit einem italienischen Ehepaar und ihrem lieben Dackelhund Emilia ab. Ach war die herrlich wie sie runter rannte. Auch den Pfiffen der Munggen nachzuhuschen hat sie natürlich gereizt. Aber sie gehorchte wunderbar, ein Pfiff und schon war sie wieder zu Füssen.
Jetzt waren die Mutterkühe mit ihren Kälber auf die obere Alp auf 2000 M hoch marschiert zu dem Esel und den Pferden. Und wo ist wohl die mit dem ganz Jungen Kalb? Es war mir sofort klar, dass das noch nicht die Kraft hat um dieses steile Gelände hoch zuklettern. Und ach wie schön auf der unteren Alp, dort wo das Kalb am Morgen geboren wurde, waren Mutter und Kalb wohl auf den Beinen. Das Junge Kalb schliech um die Mama herrum 🙂 so was von natürlich und doch nicht selbstverständlich.
Überglücklich und zufrieden kamen wir in Carcoforo an und es war ein ganz toller Tag mit schönen unvergesslichen Erinnerungen. Eines muss man wissen; allein für den Aufstieg bis auf den Palone del Badile rechnet man 5 Stunden.
Carcoforo, 27.08.2021, Mary Seeli