Algarve – Heimreise (8)

4. Juli, von Torre da Lapa nach Lagos

Am Morgen des 4. Juli gehe ich zuerst auf eine Joggingtour, während Mary auf der Suche nach guten Schnappschüssen ist. Meine Reise führt mich westwärts und endet an einer wunderschönen Bucht, wo man tatsächlich baden kann, ein kleines Restaurant ist stilvoll am Eingang zur Bucht eingebettet, der Strand ist klein, aber paradiesisch.
Zurück bei FeBu, möchte Mary mir an der Ostseite unseres Stellplatzes ein Plätzchen zeigen, wo man baden kann. Ein schmaler Pfad führt hinunter an einen wunderschönen Sandstrand der von Stunde zu Stunde breiter wird, es herrscht Ebbe. Es kommt uns vor, als wenn wir die allerersten wären, die diesen Ort je betreten hätten. Stundenlang spazieren wir über die glitschig, moosigen Steine, sehen kleine Krebse, die sich sofort in die vorhandenen Ritze und Löcher der Steine verkriechen, oder junge Möven, die in den ausgeschwemmten Nischen nesten. Die Natur, die sich uns hier präsentiert, ist überwältigend.

Es ist einer der Orte, den man ungern wieder verlässt…

5. Juli, von Lagos nach Sagres

Es geht weiter westwärts nach Sagres, es ist der südlichste Punkt von Portugal!
Unterwegs sehen wir einen Waschplatz für unsere Bettwäsche und Kleider. Schnell wenden wir auf der Strasse und in ein paar Minuten ist die Waschmaschiene füll bereit. Es reicht gerade noch um die Bettwäsche abzuziehen…. Schön, wieder in frischgewaschen Sachen zu sein…
Auf einem grossen, befestigten Parkplatz werden wir die Nacht verbringen. In diesem Klippengebiet gibt es kleinere Badestrände, die malerisch zwischen den Klippen liegen. In eine dieser Buchten gehen wir (trotz des starken Windes) sonnenbaden. Schliesslich peitscht es uns den Sand so um die Ohren, dass wir zum FeBu zurückkehren. Mit den Bikes erkunden wir die nähere Umgebung, so sehen wir uns den grössten Leuchtturm in Cabo de Sa͂o Vicente an. Es ist gleichzeitig der südwestlichste Punkt Europas!
Auf dem Stellplatz zähle ich am Morgen über 30 Wohnmobile – die Saison hat vollends begonnen.

6. Juli, von Sagres nach Praia da Barriga

Noch in Sagres gehen wir am Morgen zu Fuss von unserem Stellplatz auf die renovierte Festung, die im 16. Jahrhundert gebaut wurde. 2 Stunden lang verweilten wir innerhalb des riesigen Areals und staunten über das (unvollendete) Bauwerk mit seinen Pflanzen und dessen Tierwelt.
Nach einer kleinen Einkaufstour planen wir das nächste Ziel: Praia da Barriga. Es geht ziemlich ruppig von der Hauptstrasse in eine Naturstrasse. Im Schritttempo fahren wir die letzten 3km, denn die Route ist mit Löcher übersät, aber Mary navigiert gut über diese Hindernisse. Vor einer Verzweigung entscheiden wir uns zu Fuss das Ziel zu erkunden. Zu unserem Erstaunen wurde der Weg immer besser und alsbald sahen wir unseren nächsten Stellplatz. Jetzt hiess es FeBu holen und ihm ein schönes Plätzchen zu geben. Als nächstes gingen wir sofort an den 150m entfernten Strand hinunter und kamen einmal mehr aus dem Staunen kaum heraus. Wo wir bei der Suche nach dem richtigen Weg vom Berg her den Strand aus ca. 200müM gesichtet hatten, konnten wir jetzt den feinen Sand (es ist ein Naturschutzgebiet) und die saubere Umgebung richtig geniessen. Die schwarzen Felsen mit dem weissen Sand sind eine Wucht. In dieser Bucht sehen wir auch kleine Muscheln, die scheinbar sehr teuer sind, zuhauf. (Hätte ein paar genommen, aber Mary mag sie nicht und ich habe noch nie kleine Muscheln zubereitet…)
Wir entschliessen uns, barfuss auf die andere Seite der Bucht nach Praia da Cordoama zu waten; so sind wir wieder einmal stundenlang unterwegs und lassen uns von der traumhaften Landschaft verzaubern.
Ein besonderer Moment war das Sonnenbaden auf den schwarzen Felsen – eine Wucht.
Zurück auf dem Stellplatz trafen wir keine Hippies, für den er bekannt ist, aber ein nettes, älteres Ehepaar aus Deutschland, die seit über 30 Jahren nach Portugal kommen und jetzt auch da wohnen. Vor der Abfahrt zum nächste Ort schenkte er uns zwei leckere Orangen aus eigenem Garten!

7. Juli, von Praia da Barriga nach Carrapateira

Am Morgen planen wir mit den Bikes eine Reise in zwei weitere Buchten. Was wir hier wieder vorfinden, ist schlichtweg überwältigend. Wir lassen jeweils die Bikes auf der Kuppe der Klippe und wandern hinunter ans Meer, wo wir (Ebbe sei Dank) einen unberührten Sandstrand vorfinden, wiederum umgeben von schwarzen Felsen. Wir entdecken auch heute wieder „Gekrabel“ in den Ritzen der Felsen, die teilweise ins Meer ragen. Unter anderem sehen wir grosse Meeresschnecken, ca. 12 bis 15cm lang, die gemächlich Algen fressen.
Mit FeBu fahren wir am Nachmittag etwa 16km weiter nach Carrapateira in die nächste Bucht und erreichten einen riesen langen Sandstrand mit immens weiten Dünen.

8. Juli, von Carraparteira nach Sines

Heute Morgen erkunden wir mit den Bikes die hohen schroffen zum Teil farbigen Klippen, welche über ein riesiges Plateau erreichbar sind. Die meisten Klippen sind steil und zum Teil porös. Es ist Vorsicht geboten und ans Baden ist nicht zu denken. An einigen Stellen hat es Pfade, die ans Meer führen, aber man findet keinen Strand vor, sondern nur Felsen und vereinzelte, grosse Steine. So fahren wir mit dem Bike von Klippe zu Klippe und werfen immer wieder einen Blick auf den Atlantik. Wir können sogar den gestrigen Ort aus der Ferne erkennen.
Beim anschliessenden Sonnenbaden haben wir uns von der langen Biketour erholt und fahren abends um 18.30 Uhr noch weiter an den geplanten nächsten Ort. Die Strecken werden nun länger von Ort zu Ort; es geht nordwärts, es geht heimwärts. Heute lernen wir die Nebenstrassen von Portugal kennen. Meistens sind sie in sehr schlechtem Zustand. Vielerorts sind tiefe Schlaglöcher, unebene flickstellen vorhanden. Hier ist grosse Konzentration und schnelles Reagieren gefragt. Bei Sonnenuntergang erreichen wir um 21.45 Uhr den Hafen von Sines.

9. Juli, von Sines nach Nazaré

Am Morgen werden wir in Sines vom Nebel überrascht. Das ist für diese Region eine Rarität. Von Sines nach Nazaré sind es ca. 270km und der Nebel begleitet uns bis am Mittag. Nazaré ist der Ort mit den höchsten Wellen am Atlantik, oder wie die Portugiesen sagen: „Maiores Ondas do Mundo“. Heute sind die Wellen allerdings ziemlich flach, der Wind mässig; man müsste mal im Herbst/Winter hierherkommen, dann sähen wir ein anderes Schauspiel (bis 10m Höhe, sollen die Wellen erreichen). Aber es hat sich gelohnt, denn das Städtchen auf der Anhöhe ist sehr charmant. Vom Stellplatz kann man direkt auf den Sandstrand sehen. Linkerhand ist der untere Stadtteil zu sehen. Wahrlich ein schöner Anblick. Leider ist auch Nazaré in einer Dunsthaube.
Der Stellplatz ist von den Badenden ziemlich in Beschlag genommen, dh. wir müssen eine Zeitlang warten, bis ein Plätzchen für FeBu frei wird.

10. Juli, von Nazaré nach Lugo

Auch der 10. Juli beginnt am Morgen mit Nebel. Draussen sieht es eher herbstlich aus. Die Gegend erinnert an den Herbst. Die Strassenverhältnisse weiter nördlich von Portugal haben sich nicht verbessert. Nach vielen lästigen Schlägen auf die Vorder- und Hinterachse von FeBu entschliessen wir uns, die Mautautobahnen bis an die spanische Grenze zu nehmen. Schnell kommen wir voran und erreichen schnell einmal Tui, der erste spanische Ort. Unterwegs in Santiago de Compostela fahren wir noch einmal einen Decathlon an und kaufen uns dies und das. Wir fahren weiter bis in die Nähe von Lugo und übernachten am Rande der Industrie direkt am Waldrand. Die Gegend hier erinnert stark an die Schweiz.

11. Juli, von Lugo nach Bayonne

Morgens um halb sieben schaue ich nach Draussen und was ich sehe, lässt mich ans Zürcheroberland denken: Auf einem Feld, keine 50m von uns sehe ich eine Amsel nach Würmer suchen, direkt neben ihr ein stolzer Storch, ebenfalls auf Futtersuche.
Erneut zeigt sich das Wetter so richtig zum Heimfahren. Noch vor Burgos fängt es an zu regnen. Wir geraten regelrecht in ein Gewitter und lassen uns FeBu noch einmal tüchtig waschen, nachdem er gestern duschen durfte an einer Waschstelle. Die Temperaturen sanken inzwischen auf 12C°. Bei solchen Verhältnissen ist es naheliegend, dass man weiterfährt. Wir geniessen es noch einmal auf den spanischen Autobahnen zu fahren und haben am Abend über 600km auf dem Zähler. Wir sind bereits auf französischem Boden angelangt.

12. Juli, von Bayonne nach Maçon

Heute war Mary den ganzen Tag über am Steuer und nicht mehr zu bremsen. Ganze 727km kamen bis am Abend zusammen. Auf einem kleinen Rastplatz in der Nähe von Maçon übernachten wir zum letzten Mal auf dieser schönen Reise.

 

13. Juli, von Maçon via Burgdorf nach Parpan

Freitag, der 13. Juli; wenn das nur ein gutes Omen ist für den Schlussspurt – ich denke ja. Wiederum fährt Mary den FeBu nach Genf über die Schweizergrenze und nach kurzer Zeit sind wir in Burgdorf bei meiner Mutter. Mary fährt alleine den Weg nach Parpan in ihr kleines Paradies.

Es war eine intensive Zeit – es war eine spannende Zeit und wir haben zusammen sehr viele schöne Erlebnisse gehabt.
Mary, hab lieben Dank – Danke, dass ich Teil dieser Reise sein durfte.
Peter.

Danke Peter für deine Begleitung auf meiner Camperreise.
Schlussendlich bin ich extrem glücklich und dankbar unbeschadet wieder zu Hause zu sein. Das ist für mich nicht selbstverständlich nach 8500 gefahrenen Kilometetern!

Parpan, 14. Juli 2018