Von Málaga an den Atlantik (6)

14.-15. Juni, Málaga

Vom schönen Sandstrand in Benajarafe treffen wir auf einen Stellplatz, einem sehr grossen Parkplatz gleich neben dem Fussballstadion in Málaga. Sportlich gesehen spielt Málaga um den Abstieg, kulturell aber hat es einiges zu bieten. Wir fuhren mit den Bikes an den Hafen, nur etwa 3km von unserem Stellpatz entfernt und erhaschten die ersten Eindrücke der Stadt. Anschliessend schoben wir, bei schon fast sommerlichen Temperaturen, unsere Bikes auf das Castillo de Gibralfaro. In einer Anhöhe über Málaga tront das Kastell aus dem Jahr 1487. Wir umwanderten die Burg und staunten über das Ausmass des Umfanges und der aufwändigen Bauweise des Kastells mit seinen Wehrmauern und Zinnen. Zum Abschluss des fast zweistündigen Rundgangs erfahren wir im Museum, dass das Castillo de Gibralfaro und insbesondere Málaga arabischen Ursprungs ist.
Mit diesen Eindrücken fahren wir eilig wieder stadtwärts und suchen die berühmte Kirche, (Iglesia de Santa Maria). Nach einigen Wirren, es hat mehrere Kirchen in Málaga, finden wir schliesslich was wir suchten. Wir sind überwältigt über die Ausmasse der Kathedrale und staunen, wie die Baumeister jener Zeit solche Werke zustande brachten. Innerhalb der Kathedrale sind mehrere sogenannte Kapellen platziert, in einer fand zu unserer Besuchszeit sogar eine Totenmesse statt.
Nach so vielen neuen Eindrücken liessen wir uns in der sehr lebendigen Altstadt in einem kleinen Restaurant nieder und stillten Hunger und Durst.
Am nächsten Morgen hatten wir das Ziel, Pablo Picasso`s Museum zu besuchen. (Hätten sie gewusst, dass er seine Kindheit und ein Teil seines Schaffens in Málaga verbracht hat?) Unglaublich, was dieser Mann mit dem Pinsel angestellt hat aber nicht nur, wir haben auch dreidimensionale Werke von diesem grossen Künstler gesehen. Zeitgleich und in den gleichen Räumlichkeiten war das Lebenswerk von Andy Warhole zu sehen. Sein Schaffen hat uns persönlich weniger beeindruckt, ist auch eine ganz andere Art der Kunst.

16.-17 Juni, Elviria

Als wir unseren nächsten Standort am frühen Nachmittag erreichen erleben wir etwas Einmaliges: Wir fahren in ein Nebelloch und können das fast nicht glauben…. wir warten geduldig auf Besserung, aber auf eine vollständige Auflösung warten wir vergebens. So schlafen wir quasi im Nebel ein.
Es ist Freitag und es ist Wochenendbeginn, d.h. wir haben bis spät in die Nacht Bass und Pauke aus Nachbars Anlage. Der Morgen bringt erneut Nebel aber so gegen Mittag löst er sich tatsächlich auf und die Leute kommen in Scharen, um das Wochenende am Strand zu verbringen. Dazu bringen sie ihr halbes Hab- und Gut, vom Partyzelt bis hin zu Tischen und Liegestühle. Alles dabei, um das Wochenende zu lancieren und schlafen zum Teil auch am Meer in Ihren Partyzelten.
Wir selber haben uns ebenfalls am Strand breit gemacht und geniessen die Sonne und den äusserts gepflegten Sandstrand, der sich auf beide Seiten kilometerweit ausnimmt, soweit das Auge reicht.
Als wir am Abend dann zum FeBu zurückkommen, hat es zahlreiche Autos um uns herum.
Unser Nachbar, eine spanische Jungfamilie mit zwei kleinen Kindern, verbringen das Wochenende ebenfalls in Elviria. Wir beobachten, wie der Vater dem Sohn auf dem Dreirad das Radfahren beibringen möchte. Es hat auf dem ganzen Areal ganz feinen Sand, schon fast Staub und das Unterfangen mit dem Dreirad wirkt utopisch. Kurzerhand demontiert der Vater die Stützräder und hilft seinem 3-Jährigen Sohn, indem er ihn rennend am Sattel führt. Sie umfahren ein Gebüsch im Kreis, der Radius beträgt etwa 7m. Mit jeder Runde hat man das Gefühl, dass Sohnemann immer mehr Spass hat und tatsächlich, mit einem Mal kann er sich ein paar Meter alleine halten, um gleich wieder vom Vater gestützt zu werden, dass er nicht falle.
Nach etlichen Minuten hat der kleine „Miguel Indurain“ die Schwebe entdeckt und fährt jetzt unbeirrt seine Runden. Der Vater ist entzückt ob der Umsetzung seines Sprösslings. Mary und mir kamen da unweigerlich Szenen in den Sinn, wie das bei unseren Kindern war.

Am nächsten Tag, das Wetter war von früh morgens bis Sonnenuntergang wunderbar schön und heiss. Das Quecksilber zeigte zum erstem Mal 32C° an. Es hatte heute noch mehr Leute und irgendwann hatte ich das Verlangen nach etwas Anderem. Was konnte das wohl sein: Biken, jawohl. Nur hier in Elviria ist die Vorahnung richtig. Es gibt gar nichts zu biken. Und so landen wir im Gestrüpp auf einer ausgelatschten Motocrossanlage. Das wars dann wohl, der Wille war vorhanden, also kehrte wir über die Passarelen über die Autobahn wieder an unseren Stellplatz zurück.
Am Abend hatten wir noch einmal Kontakt mit der spanischen Familie. Sie brachten uns freundlicherweise zubereitete, kleine Muscheln mit viel Knoblauch, die Muscheln haben sie am frühen Morgen selber am Meer geholt. Sie waren sehr, sehr lecker. Wir haben uns dann unterhalten, haben erfahren, dass sie morgen wieder arbeiten müssen und woher sie kommen. Sie kommen aus Antequera einem Gebiet westlich von Granada. Sie schwärmten uns vor von dieser Gegend, die ein Kletterparadies sei.
Mit diesen Gedanken sind wir dann ins Planungsbüro des FeBu gestiegen und haben diskutiert, ob wir das Unterfangen angehen wollen.

18. Juni, La Torcal, (Antequera)

Wir fahren am morgen los, es geht wieder bergwärts. La Torcal ist unser Ziel und es liegt auf ca. 1160 m ü M. Die letzten Kilometer absolviere ich wieder per Bike. Es ist heiss, sehr heiss. Die letzten Höhenmeter sind ziemlich happig, aber ich (Peter) halte durch. Auf dem Areal des Torcals gibt es eine Sternwarte, ein Restaurant und ein kleiner Rundgang der die Entstehung des sehr seltenen Gesteins beschreibt, wie es zu diesen einzigartigen Formen gekommen ist. Ein sehr interessanter Ort und wie ich meine: Es hat sich gelohnt diesen Ort anzufahren.
Peter ist müde von der anstrengenden Velofahrt und erholt sich im FeBu, während ich auf Entdeckungsreise des El Torcal de Antequera gehe. Der El Torcal ist eines der beliebtesten Naturschutz- und Wandergebiete ganz Andalusiens. Die Kalkstein Felsformationen sind Millionen Jahre alt und zwischen ihnen liegen immer wieder Schluchten. Er lohnt sich echt viel Zeit zu investieren um diese völlig abgedrehten surrealen Felsformationen anzuschauen. Zum Teil sind sie wie von Hand aufgeschichtet. Mit einem fokusierten Blick habe ich Köpfe und Tiere etc. gesichtet und kam vom staunen kaum mehr heraus. Ich fühle mich wie verzaubert in einer anderen Welt und ich bin tief beeindruckt von diesen einzigartigen Naturentstehungen dieses riesigen Areals, welches ich in 3 Stunden ausgeschnorchelt habe. Fast beim Ausstieg habe ich auf eine grosse Distanz und einer der höchsten Erhebungen (1100 m. – 1400 m.) sogar noch einen Steinbock gesichtet, welcher sich in der Abendsonne gesonnt hat. Die Natur mit zur Zeit vielen Blüten und viel grün ist hier wirklich gigantisch schön und ich bin tief beindruckend von den atemberaubenden Eindrücken😊

19. Juni, Embalse de Guadalhorse

Ein weiterer Stausee, aber diesmal einer, wo man baden darf. Die Anfahrt ist unglaublich schön. Der Stausee ist eingebettet zwischen den Hügeln und Hängen, unzählige Seearme kommen immer wieder zum Vorschein. Ein abendliches Bad ist natürlich Pflicht. Das Wasser ist wunderbar warm und natürlich ohne Salz! Herrlich.

20. Juni, Marbella

Wir verlassen den Stausee und fahren in Richtung Meer. Mary hat eine Adresse ausfindig gemacht, wo wir eine Gasflasche nachfüllen können. Der Treffpunkt ist in Estepona. Glücklicherweise kann die Übergabe sofort erfolgen, da der Zuständige Mann punktgenau an diesem Ort eine andere Person bedient. Er sagt uns, wo wir sie in den nächsten 24 Stunden gefüllt wieder in Empfang nehmen können. So fahren wir wieder zurück nach Marbella auf einen Stellplatz mitten in der Stadt.
Eigentlich habe ich gedacht, dass ich kein Spiel sehen werde von der Fussball-WM in Russland. Heute steht jedoch das Hammerspiel SUI-BRA an. In einer kleinen Bar sehe ich einen kleinen Ausschnitt. Das Spiel geht 1:1 aus. Ein Erfolgt für die Schweizer.
Die Nacht wird zum Horror für mich: Eine Schar von Mücken haben sich im Innern des FeBu eingenistet. Einige habe ich versucht zu erschlagen, jedoch ohne grossen Erfolg. Eine mehr oder weniger schlaflose Nacht für Peter, denn die eifrigen Blutsauger haben gute Arbeit verrichtet…
Seit diesem Erlebnis beherzigen wir uns vermehrt dem Mückengitter!

21.-22 Juni, Tarifa

Mit gefüllten Gasbehälter fahren wir weiter nach Gibraltar.
Bei der vorbeireise machen wir einen Abstecher nach Gibraltar wo wir erstmal einen Zoll mit Ausweiskontrolle passieren. Ein spezielles schönes Erlebnis plötzlich in „Grossbritannien“ zu sein. Nach der ID Kontrolle fuhren wir weiter über die An- und Abflugpiste des kleinen Flughafens. Wenn ein Flugzeug startet halten beidseits Barrieren alle Fahrzeuge zurück. Irgendwie ein mulmiges Gefühl…. Die engen Gassen und die vielen Scooter auf der Strasse sind einzigartig. Ein einhalb Kilometer vor dem äussersten Punkt musste FeBu stehen bleiben, denn es können nur Fahrzeuge mit bis zu 2.90 Höhe durch die drei zum Teil Natur Tunnels reinfahren. Da wir uns hier in einer kriminellen Ecke befinden hütet Peter freundlicher weise FeBu und Mary geht zu Fuss ans Ende von Gibraltar und erhascht sich die ersten Blicke nach Afrika.
Nun geht die Reise weiter ans heutige Ziel an den südlichsten Punkt unserer Reise, Tarifa. Eine sehr schöne Stadt mit ungefähr 18 000 Einwohnern.

 

Am nächsten Morgen haben wir uns ein paar Stunden gegönnt, um die Burg in Tarifa und deren Geschichte näher kennen zu lernen. Natürlich waren es wieder die Araber, die der Stadt ihren Namen gegeben haben die Burg stammt aus dem Jahr 400 n.Chr.
Das Wetter ladet auch an diesem einmalig schönen Strand mit weissem Sand zum Bade. Einmalig, man sieht hinüber nach Afrika. Eigentlich ein Katzensprung. Von der Burg aus haben wir das Kommen und Gehen der grossen Fähren beobachtet, die zwischen den zwei Kontinenten hin und her fahren.
Uns ist aufgefallen, dass der Wind uns in arger Stärke den Sand ins Getriebe geblasen hat. Von oben bis unten „pané“.

23. Juni, Bolonia

Trotz der schönen Bedingungen beschliessen wir weiterzufahren. Es sind zwar nur ungefähr 30 km, aber es ist überschaubarer als Tarifa. Bolonia ist ein kleines Nest, alles ist eine Nummer kleiner. Der Strand hat aber trotzdem etwas sehr Schönes zu bieten. Der westliche Strand endet mit einer riesigen Bergdüne. Der Sand türmt sich bergwärts kontinuierlich bis zu drei Meter auf und endet in einem Pinienwald, welcher durch die wachsende Düne immer mehr verschwindet. Zurück an unserem Badeplatz wurden wir erneut vom peitschenden Wind mit Sand paniert.

24. Juni, Playa Hierbabuena

Weiter auf dem Weg an den Atlantik übernachten wir an einem einsameren Stellplatz, welchen wir über eine 250 Meter lange Schotterpiste erreichen. Wir sind alleine und werden den Ort trotz dem kilometerweiten Strand wieder verlassen.

25.-26 Juni, Playa de las Tres Piedras

Bei einem kleinen Bike-Rundgang bemerken wir, dass mein Hinterrad eine ziemliche Unwucht, sprich „äs Achti“ hat. So ist der nächste Anfahrtsort natürlich ein Decathlon, und so fahren wir in Richtung Cadiz, einer relativ grossen Stadt. Die Koordinaten für das Sportgeschäft haben wir platziert, gefunden haben wir es nicht. Als das Navi erzählt hatte, dass wir das Ziel erreicht hätten, sahen wir weit und breit nur 3-spurige Autostrassen, und wo wir hätten links abbiegen sollen, war da nichts, keine Abzweigung…
Also fuhren wir weiter nach Santa Maria, wo der nächste Decathlon problemlos gefunden werden konnte. Bike vom FeBu runter, rein ins Geschäft, wo wir nicht sehr viel weitergekommen sind, hatten sie doch kein Ersatzhinterrad auf Lager. Sie gaben und den Tipp, nach Sevilla zu gehen, dort hätten sie bestimmt Ersatz.
Wir stöberten in dem recht grossen Laden (wie immer) herum, probierten dies und jenes. Rausspaziert sind wir schliesslich mit einem 70l Rucksack und einem Daunenschlafsack für Peter und einigen anderen Kleinigkeiten.
Am späteren Nachmittag erreichen wir Playa de las Tres Piedras bei stark bewölktem Himmel. Der Strand ist wiederum traumhaft schön und sauber. Was uns aufgefallen ist: Hundeverbot! Das ist doch was für uns. Und die Dusche erst noch gleich beim Stellplatz.
Die Stadt Chipiona ist gleich nebenan. Die haben wir mit den Bikes angesehen und sind als erstes in einem Informationscenter für Chameleon gelandet. Dort, mitten in einem Naturschutzgebiet für Vögel und andere Tiere, konnten wir uns einen Überblick über die Geschichte von Chipiona machen mittels 3 Videos. Zum einen ist da die Geschichte mit den Mauern im See, die früher zum Chrabben und Fischfang gebaut wurden, früher privat, heute werden sie von Gönnern aufrechterhalten. Da das Meer halb leergefischt ist, können die heutigen Anlagen nicht mehr gebraucht werden. Das Ganze funktioniert nur wegen der Gezeiten. (Ebbe und Flut).
Weiter waren die Naturschutzgebiete mit den Chameleon, Vögel und Hasen ein Thema. Sie leben in einem Streifen, gleich hinter der Playa und geniessen vollen Schutz. (Deshalb wohl das Hundeverbot)
Der Tripp weiter führte uns in die Innenstadt und an die Beach. Die wunderschöne Franziskanerkirche hat uns besonders beeindruckt. Solch schmucke „Iglesias`s“ waren wir uns bis anhin nicht gewohnt. Innen wie aussen.

Mary hat wie immer täglich schöne Schnappschüsse gemacht.